Es geht nicht um Vertrauen. Es geht nicht einmal um „die Wahrheit“, denn der Haken an der Wahrheit über Covid-19 ist: niemand kennt sie. Worum es wirklich geht ist, gute Entscheidungen im Angesicht überwältigender Unsicherheit zu treffen.
Im Zusammenhang mit Covid hat mich wieder einmal jemand gepiekst. Sinngemäß war die irritierende Aussage: „sie“ haben so viel Blödsinn erzählt, ich kann ihnen nicht mehr vertrauen. Egal ob im Original-Kontext klar ist, wer „die“ sind… es geht nicht um Vertrauen, es geht um gute Enscheidungen.
Wie trifft man gute Entscheidungen in einer unsicheren Welt? – Man sucht nach den Quellen, die möglichst nah am „tatsächlichen Erleben“ sind, das sind z.B. die wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Nicht das, was die Presse daraus gemacht hat, nicht das, was irgendein Amt daraus gemacht hat und auch nicht das, was eine Regierung daraus gemacht hat.
Wo man individuelle Quellen hat (z.B. bei befreundeten Ärzten, die Covid behandelt haben), sollte man unterscheiden zwischen den Beobachtungen und den Schlussfolgerungen.
Und dann prüft man, wo die Daten zusammenpassen und wo nicht (z.B. in der Original-Diskussion ging es beispielsweise um die Sterblichkeit pro 100.000 Einwohner, die man mit der Übersterblichkeit abgleichen kann).
Berichte aus Italien kann man mit Berichten aus China oder den USA vergleichen. Wo die unmittelbaren Beobachtungen zusammenpassen haben wir wahrscheinlich (!) eine bessere Beschreibung der Situation als da, wo sich die Beschreibungen widersprechen oder nicht in unmittelbarer Beobachtung gegründet sind.
Von da aus geht es dann in die Entscheidungsfindung, und zwar in die Entscheidungsfindung im Angesicht unsicherer Information. In dieser Hinsicht ist der Stil der aktuellen Debatten fehlgeleitet: Die Debatten werden geführt darum, wer Recht hat. Das ist nicht schlecht, aber am Ende wird niemand die 100% der Wahrheit fehlerfrei herausfinden. Viel interessanter ist die Frage: Wenn die Wahrheit sowieso unerreichbar ist, immer eine gewisse Rest-Unsicherheit bleibt und auch Fehler in der Reflexion der Welt unvermeidbar sind – wie kann ich in so einer Umgebung gute Entscheidungen treffen?
Ohne sich zu verzetteln kann man hier nur wieder einmal auf den „Hocker guter Entscheidungen“ verweisen. Wir brauchen:
- Einen Entscheider, der eine Verhaltensänderung um- und ggf. durchsetzt
- Ein klares Ziel
- Einen definierten Rahmen
- Die besten realistisch verfügbaren Informationen (siehe oben)
- Sinnvolle Verhaltensoptionen
- Korrekte Logik, um alle diese Elemente miteinander zu verknüpfen.