In einer Facebook-Diskussion zu Migration habe ich neulich die alten Konzepte „sphere of influence“ und „sphere of interest“ aus der Mottenkiste1 geholt. In einem anderen Kommentar wurde eine Ähnlichkeit mit der Diskussion über Gesinnungsethik und Verantwortungsethik verglichen. Ich sehe da einen Riesen-Unterschied.
Gesinnungsethik und Verantwortungsethik beschäftigen sich beide mit der Frage „was ist gut, was ist böse“. Damit entsteht eine entweder-oder-Situation, die nur durch eine „Meta-Ethik“ aufgelöst werden kann, durch die Antwort auf die Frage: welche moralischen Maßstäbe wollen wir einsetzen.
Sphere of influence beschäftigt sich mit der Frage „was kann ich, welche Möglichkeiten habe ich“ und sphere of interest beschäftigen sich mit der Frage „was will ich“. Da kann ich plötzlich sowohl die Willkommenskultur (als Ziel) moralisch unterstützen als auch eine Schließung der Grenzen (als selbsterreichbares Mittel unter den aktuellen Rahmenbedingungen) befürworten.
Aus der Sicht der Entscheidungstheorie beschäftigen sich Gesinnungsethik und Verantwortungsethik beide mit der Frage „what you want“, welche Optionen wir haben, bleibt außen vor. Im anderen Modell betrachten wir „what you want“ und „what you can do“.
Im zweiten Modell ist man auf dem Weg zu einer guten Entscheidung deutlich weiter vorangekommen (zwei Punkte erledigt, vier noch offen…) als im ersten (ein Punkt diskutiert und in eine Sackgasse gefahren).
- Ich kenne das aus „Die sieben Wege zur Effektivität“, ein Buch, das 1989 veröffentlich wurde… ↵